Schadstoffgutachten für den ehemaligen Festplatz in Altenhaßlau vorgestellt


Die Gemeinde Linsengericht hatte am 6. Oktober 2020 zur Vorstellung des Schadstoffgutachtens geladen. Rund 35 interessierte Bürgerinnen und Bürger haben sich hierzu in der Zehntscheune in Altenhaßlau eingefunden.

Auf dem Gelände des alten Festplatzes in Altenhaßlau sollen dort, wo früher einmal Mülldeponie war, Mehrfamilienhäuser entstehen. Erfolglos hatte sich die Opposition der Gemeindevertretung gegen dieses Vorhaben gestellt. „Ich hätte nichts dagegen, wenn meine Tochter mit meinen Enkeln dort einziehen würde“, erklärt Diplom-Ingenieur Hayo Krechberger auf Anfrage. Schadstoffbelastungen stünden einer Bebauung nicht entgegen.

„Wir haben das Gelände 2003 und 2017 genau untersucht. 2019 folgte eine Nachuntersuchung.“, berichtete Krechberger. Das Gutachten wurde gemeinsam mit seinem erfahrenen Kollegen Dr. Dieter Schumacher im Namen des Baugrundinstituts Franke & Meißner aus Mainz vorgestellt. In einem Raster wurden zwischen vier und sieben Meter tiefe Bohrungen auf dem gesamten Gelände der alten Müllkippe, die später zum Festplatz aufgeschüttet wurde, durchgeführt. Nicht nur der Boden an sich, sondern auch die sich in der Bohrung gesammelte Luft konnte so untersucht werden. „Wir haben auf leichte Kohlenwasserstoffe und auf aromatische Kohlenwasserstoffe, zu denen auch Öl und Benzin gehören, geprüft“, so Dieter Schumacher.

Die Grenzwerte werden um den Faktor 100 unterschritten, ergaben die sehr feinen Messmethoden. „zudem haben wir die Untersuchungen verglichen und festgestellt, dass die Werte zwischen 2003 und 2017 noch einmal eindeutig gesunken sind.“ Um diese Ergebnisse zu bestätigen, habe es zusätzlich vier Meter tiefe Probeschürfungen mit einem Bagger gegeben, bei denen auch nichts Auffälliges gefunden wurde. „Wenn es Abweichungen gegeben hätte, hätten wir diese Stellen am Raster erkannt und noch genauer untersucht“, erklärt Dieter Schumacher. Ein klares Bild habe sich durch die für eine eigentlich weitaus größere Fläche ausreichend gewesenen Bohrungen ergeben.

Nicht nur die Altenhaßlauer haben dort Teile ihres Mülls abgeladen. Dies ergaben historische Nachforschungen. Aber eine Gefahr für Leib und Leben habe man nicht entdeckt. Auf die Frage nach Autos, die dort entsorgt wurden, meinte Dieter Schumacher: „Ein bisschen Metall schadet nicht.“ Man hätte Reste von Benzin und Öl gefunden, wenn denn Autos im Boden vorhanden gewesen wären. „Wir haben auf alle üblichen Schadstoffe untersucht“, fasst Hayo Krechberger zusammen. „Daraus ergaben sich keine Gründe, die gegen eine Wohnbebauung sprechen.“

Bürgermeister Albert Ungermann und Andreas Urbach (beide SPD) wiesen auf diesen Umstand später noch einmal konkret hin, denn Widersprüche kamen aus den Reihen der Opposition. Das komplette Gutachten sogar wird von Werner Fischer (Beigeordneter der CDU) angezweifelt, denn es sei nach seiner Aussage einfach an den falschen Stellen gesucht worden. Dort, wo Werner Fischer eine Ablagerung von Müll aber ausgerechnet ganz ausschloss, waren die Gutachter nachweislich und ausschließlich nur auf eine größere Ablagerung von Glas gestoßen.

Den hohen Gehalt von Kohlenstoff an einigen Bohrstellen sprach Joachim Schmidt (CDU) an. Da diese Erde der Deponieklasse3 zugeordnet werden müsse, sei sie in der Entsorgung sehr teuer. „Es müsse genau untersucht werden, ob sich dieses Material noch verändert. Die Deponien wollen kein Material, dass sich um 10 oder 20 Prozent reduziert, da es Schäden dadurch geben könne“, erklärt Hayo Krechberger. Der Experte berichtet in diesem Zuge aber auch, dass es teuer werden könne, auf diesem Gelände Tiefgaragen oder Keller zu bauen. Dass eine Gründung bis tief in den Boden notwendig sei, ist aber auch nichts Außergewöhnliches. Das müsse jeder Bauherr selber entscheiden, ob er dieses Kostenrisiko tragen wolle. Ein genaues Baugrundgutachten sei für die Stelle zu empfehlen, an der in die Tiefe gebaut werden soll.

Zu Wort meldeten sich auch mehrere Zeitzeugen, die aufgrund ihrer Erinnerungen die Ergebnisse bezweifeln. Die Experten konnten hier nur nochmals darauf hinweisen, dass das Raster der Untersuchungen sehr engmaschig gewesen sei. „Wir sind ein unabhängiges Institut und machen keine Gefälligkeitsgutachten“, betonte Hayo Krechberger und verwies auf das bundesweite Renommee des Baugrundinstituts. „Wenn wir mehr Schadstoffe gefunden hätten, dann hätten wir dies auch dokumentiert“. Mehr Schadstoffe als auf dem Gelände des ehemaligen Festplatzes könne man auf vielen Äckern finden.

Vor allem an den Kosten für die Bauherren und den Risiken für die Gemeinde Linsengericht blieben die Opposition aus CDU und BGL hängen. Letztere seien aber kein Problem, wenn ein guter Notar beauftragt werde. Alleine durch die Bodenbeschaffenheiten seien Sickergruben auch in größeren Tiefen nicht möglich. „Diese sind aber auch nicht erforderlich, weil die Gemeinde für das Baugebiet „Am Stückweg“ bereits einen Oberflächenkanal gebaut hat, der auch für dieses Gelände bis zur Kinzig entwässert“, erläutert Bürgermeister Albert Ungermann. „Ich habe mein Versprechen gehalten und das Gutachten wurde vorgestellt“, verwies der Rathauschef darauf, dass am neuen Baugebiet „Am Stückweg“ auch auf dem Festplatz bedenkenlos gebaut werden könne. Den Interessenten werde das Gutachten natürlich ebenfalls nicht vorenthalten, sodass die Entscheidung, ob dort nun Bauland erworben werden soll oder nicht, der Bauherr selber treffen kann.